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Tropfbewässerung in der Aufforstung

NETAFIM startete 2021 den bundesweit ersten Praxisversuch zur Tropfbewässerung in der Aufforstung. In der unterfränkischen Gemeinde Rottendorf wird aktuell das Wachstum von 9.000 Baumsetzlingen untersucht, die in verschiedenen Versuchsvarianten über Tropfrohre mit Wasser versorgt werden. Wissenschaftlich evaluiert wird das Projekt von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Gesunde Wälder helfen gegen Erderwärmung

In der laufenden Klimaschutzdebatte ringen Experten um die Frage, welche Maßnahmen geeignet sind, um der Erderwärmung Einhalt zu gebieten. Dabei gibt es einen weitreichenden Konsens darüber, dass Wälder hierbei eine wichtige Funktion erfüllen, da sie Kohlenstoff speichern und zusätzlich CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen.  Dies setzt allerdings vitale, produktive Wälder voraus sowie eine Sicherung oder Erweiterung von Waldflächen.

Die Aufforstung von Wäldern wird aus diesem Grund zukünftig eine noch wichtigere Rolle spielen als es heute schon der Fall ist. Eine strategische Bedeutung wird dabei die Aufforstung mit trockenheitstoleranten Baumarten haben.  

Bewässerung ist für Forstwirtschaft inzwischen Thema

Aufgrund der trockenen Sommer 2018 bis 2020 mit zu geringen Niederschlägen waren die Aufforstungsbemühungen vielerorts beeinträchtigt. Die systematische Bewässerung von Aufforstungsflächen ist deshalb in der Forstwirtschaft ein Thema geworden. Über die Frage, welche Verfahren hierbei am besten geeignet sind, wird lebhaft diskutiert.  

Eine Möglichkeit, mit der in landwirtschaftlichen Kulturen jahrzehntelange Erfahrungen vorliegen, ist die Tropfbewässerung. Das Wasser wird mithilfe von Tropfrohren im Wurzelbereich der jungen Bäumchen appliziert und versorgt diese gezielt und nach Bedarf mit Wasser. Gegenüber anderen Bewässerungsarten lassen sich so große Mengen an Wasser einsparen, was in Zeiten eines zunehmenden Wassermangels in trockenen Sommern von eminenter Bedeutung ist. Allerdings gibt es bisher zur Nutzung von Tropfbewässerung in Aufforstungsflächen in Mitteleuropa kaum Erfahrungen, geschweige denn Forschung, auf die sich die Forstberatung stützen könnte.

Erster wissenschaftlicher Praxisversuch zur Tropfbewässerung in der Aufforstung

NETAFIM hat aus diesen Gründen einen Bewässerungsversuch in der unterfränkischen Gemeinde Rottendorf gestartet: Auf ca. drei Hektar Versuchsfläche wurden in der Pflanzsaison 2020/21 mehr als 9.000 junge Bäume gepflanzt, die über eine Tropfbewässerungsanlage bewässert werden. Verlegt wurden hierfür ca. zehn Kilometer Tropfrohre mit 9.000 Tropfern. In der Versuchsfläche wurden 16 verschiedene Baumarten gepflanzt, die nach ihrer Trocken- und Hitzetoleranz ausgewählt wurden, darunter vor allem Baumarten aus dem mediterranen Raum wie die Orientbuche, Kalabrische Weißtanne, Syrische Tanne oder Edelkastanie. Der Versuchsaufbau dient dazu, auf wesentliche Fragen der Bewässerungssteuerung Antworten zu finden. Dazu zählen beispielsweise der optimale Beginn der Bewässerungskampagne, die Bewässerungsintervalle oder die optimale Wassermenge je Bewässerungsgang.  

Untersucht werden sieben Bewässerungsvarianten

Abgeleitet davon wurden im Zuge des Versuchsdesigns sieben Bewässerungsvarianten festgelegt, die unterschiedliche Bewässerungsstrategien repräsentieren: später Start der Bewässerungskampagne, unterschiedliche Wassergaben pro Bewässerungsgang, Häufigkeit der Bewässerungsgänge. Eine Variante bildet ein spezielles Verfahren der Tropfbewässerung ab: bei diesem wird abwechselnd jeweils eine Hälfte der Wurzel durch Tropfbewässerung soweit mit Wasser versorgt, dass der Bedarf der ganzen Pflanze gedeckt ist. Die jeweils andere Hälfte der Wurzel signalisiert der Pflanze aber Trockenstress und sorgt dadurch für entsprechende Abwehrreaktionen. Auf diese Weise wird auch bei guter Wasserversorgung durch Tropfbewässerung für ein Tiefenwachstum der Wurzeln gesorgt, das nach einer ca. 2- bis 3-jährigen Etablierungsphase eine eigenständige Wasserversorgung aus tieferen Bodenschichten auch bei länger anhaltender Trockenheit erlaubt. Der Versuch ist zunächst auf vier Jahre angelegt.

Eingebunden in die Versuche ist neben dem regionalen Forstamt auch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Ein Student führt im Zuge seiner Bachelorarbeit forstbiologische Auswertungen durch. Darüber hinaus eignet sich der Versuch in hervorragender Weise zum Test moderner Technologie (opto-elektronische Verfahren) zur Bestimmung der Wasserversorgung von jungen Bäumen. Dafür werden derzeit noch geeignete Partner gesucht.